Künstler und grosse Namen in Müngersdorf

Günter Maas

Optimale Bedingungen für
Klangbilder und Gestaltereignisse

 

Text: Ulrich Claesges

Fotos: Ute Prang | Archiv

 

Volltext/PDF >BlickPunkt 11_Maas

Am 11. Mai 1972 unterschrieb der Maler und Bildhauer Günter Maas einen Vertrag mit der Stadt Köln. Der städtische Deal gewährte dem Künstler das Recht auf Nutzung von Haus und Grundstück Belvedere in Köln-Müngersdorf bei Renovierung des Hauses und seines großen Gartens in eigener Regie und auf eigene Kosten. Danach entstand hier sein Hauptwerk, die Audio-Visuelle Malerei.

 

Als Günter Maas nach der Vertragsunterzeichnung mit Frau Ina und Tochter Theresa das in Umbau und Renovierung befindliche Haus Belvedere bezog, war er 49 Jahre alt. Im Haus Belvedere lebte Günter Maas gut 30 Jahre. Freunde hatten ihn auf diese Möglichkeit aufmerksam gemacht. Das Haus war stark herunter gekommen, der große Garten vollständig verwildert. Dabei hatte die Geschichte dieses Hauses so großartig begonnen. Es war 1839 von der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft, die seit etwa einem Jahr Personenfahrten zwischen Köln und Müngersdorf durchführte, an der damaligen Endstation der späteren Bahnlinie Köln- Antwerpen als Empfangsgebäude im klassizistischen Stil erbaut worden. Es sollte die Attraktivität der „Kölner Belvedere“ genannten Anlage, von der aus man einen schönen und weiten Blick auf das damals noch in seine mittelalterlichen Mauern eingeschlossene Köln hatte, erhöhen. Ausflüge mit der Eisenbahn nach Müngersdorf waren seinerzeit bei wohlhabenden Kölner Bürgern sehr beliebt.

Audio-Visuelle Malerei erwies sich als äußerst fruchtbar
In Jünkerath geboren hatte er, nach dem Abitur in Saarbrücken, von 1941 bis zu seiner Einziehung zum Militär an der Akademie der Bildenden Künste in München studiert. Nach dem Krieg ließ er sich in Saarbrücken nieder. In diese Zeit bis zu seinem Umzug nach Köln fielen ein mehrmonatiger Studienaufenthalt in Paris, ein Studium der Psychologie an der Universität Saarbrücken und mehrere Studienreisen in Europa, nach Afrika und vor allem nach Asien.


Die Zeit in Köln war durch die Entwicklung seines großen und vielfältigen Hauptwerkes, das er selbst „Audio-Visuelle Malerei“ nennt, gekennzeichnet. Diese beruht auf einem tiefen Zusammenhang zwischen unserem sehenden und unserem hörenden Weltverhältnis. Die Grundidee, was die visuelle Seite der Sache betrifft, besteht in der Einsicht, das die sichtbare Welt aus vier Grundgestalten „konstruierbar“ ist, aus Kreis, Dreieck, Rechteck und Linie. Hinzu kommt das Element des völlig Ungestalteten, das „Amorphe“. Maas hat den vier Grundgestalten der visuellen Welt Wörter zugeordnet, die „Lautmalerei“ betreiben: MOLOM, TAKIS, KAWAK, SEES. Das Konzept der Grundgestalten erwies sich als außerordentlich fruchtbar.
Maas präsentierte sein Werk in vielen Ausstellungen u. a. in Köln, Berlin, München, Zürich, Paris, Madrid und in Philadelphia. Großformatige Werke von Maas sind in oder vor vielen öffentlichen Gebäuden zu bewundern. Maas hatte entsprechende Wettbewerbe gewonnen. So finden sich zum Beispiel in der ehemaligen Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg zwei vier mal sechs Meter große Gemälde, in der Fachhochschule Mannheim Wandgemälde in einer Gesamtgröße von 200 Quadratmetern und in Düsseldorf auf dem Platz der Finanzämter eine große bewegliche Skulptur.

Zeit als Medium des Hörens und Sehens
Da das Medium des Hörens im Unterschied zu dem des Sehens nicht der Raum, sondern die Zeit ist, vollendet sich die audio-visuelle Malerei im Film. Maas hat sich daher mit diesem Medium ausführlich befasst. Er konnte zeigen, dass das Entstehen der visuellen Gestaltereignisse als zeitlicher Vorgang darstellbar ist und mit genau zugeordneten Klangereignissen begleitet werden kann. Dem entsprechend hat er drei Filme veröffentlicht: 1967 „MOLOM-TAKIS-KAWAK-SEES – Günter Maas“ (Förderpreis des Bundes 1968); dieser Film wurde 1968 in der Akademie der Künste in Berlin uraufgeführt. 1968 „Variationen – Bild- und Klangverwandlungen – Günter Maas“ (Bundeskulturfilmpreis 1968); 1969 „Raumkompositionen – Günter Maas“ (Prädikat: Besonders wertvoll).

Die Verbindung von großer Kunst und privaten Lebenszeichen in klassizistischer Architektur empfand Günter Maas als einmaligen Reiz des Hauses Belvedere: "Für mein Leben und für mein künstlerisches Schaffen fand ich im Haus Belvedere optimale Bedingungen".

Günter Maas verstarb am 22. März 2010.

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