Viele Ideen für den Petershof

Die Kölner Fachhochschule präsentierte Studienarbeiten

 

Text: Prof. Dr. Norbert Schöndeling 

Entwurf: Martina Feldges

Foto: Klaus Imdahl

 

Beitrag aus BlickPunkt 21

Die Hofgebäude des Peterhofs erlauben eine vielfältige Nutzung.

 

Siebzehn Studierende des Masterstudiums Architektur an der Fakultät für Architektur der Fachhochschule Köln beschäftigten sich ein Jahr lang mit der Erhaltung und Nutzung des Petershofs in Müngersdorf. Im Rahmen einer Ausstellung der Studienarbeiten konnte der Bürgerverein im September 2012 drei Preise verleihen.
Grundlage für alle Planungen war die Erstellung einer Bauaufnahme. Aufgeteilt in vier Gruppen wurden im  Oktober 2011 alle Gebäude vermessen. Dabei wurde das klassische Bandmaß genauso eingesetzt wie elektronische Tachymeter und das 3D-Laserscanning. Im Fach „Projektorganisation“ lernten die Studierenden, den Stadtteil zu analysieren. So ermöglichten Ortsbegehungen und die Auswertung von statistischem Datenmaterial zur Wirtschafts- und Sozialstruktur umfangreiche Analysen.


Erhalt des Erscheinungsbilds
Bei aller Unterschiedlichkeit gibt es aber auch zahlreiche Gemeinsamkeiten der eingereichten Arbeiten. Der ehemalige Bauernhof soll auch weiterhin als solcher mit seinen Wohngebäuden, Scheunen, Ställen und Werkstätten erkennbar bleiben. Kein Entwurf hat den Abbruch einzelner Gebäude zum Ziel. Die Hofanlage zeichnet sich durch große Stall- und Scheunengebäude aus. Diese bieten zwar ein großes Volumen, besitzen aber der ursprünglichen Nutzung entsprechend nur wenig oder gar keine Fens-ter. Natürlich wäre es möglich, durch den Einbau von mehreren Zwischendecken und das Einschneiden zahlreicher Fenster diese Scheunen und Ställe in Büro- oder Wohnflächen umzuwandeln, die ursprüngliche Nutzung wäre aber nicht mehr ablesbar und der originale Raumeindruck verloren. Durch neue Fenster würde sich das äußere Erscheinungsbild vollständig verändern und damit die Hofanlage „verunklären“. Keiner der Entwürfe hat daher den Versuch unternommen, in die Wirtschaftsgebäude kleinteilige Raumstrukturen einzubauen. Entsprechend zielt die künftige Nutzung auf Versammlungsräume, Läden, Werkstätten sowie Ateliers.
Der Denkmalschutz fordert keineswegs, dass Denkmäler öffentlich zugänglich sein müssen. Aufgrund der zentralen Lage in Müngersdorf enthalten aber fast alle eingereichten Arbeiten Vorschläge, die zumindest eine teilöffentliche Nutzung ermöglichen.
Von beeindruckenden Ausmaßen ist der Innenhof der Hofanlage; alle Entwürfe wollen diesen frei von Parkplätzen halten. Die Schaffung von notwendigen Stellplätzen stellt jedoch eine Herausforderung dar, da nur relativ kleine Freiflächen vorhanden sind. Einige Entwürfe entwickeln hierzu entsprechende Vorschläge, die beispielsweise die Höhenunterschiede im Gelände zum Bau eines unterirdischen Parkdecks nutzen.


Eine Vielfalt von Ideen
Der Bürgerverein hat das Projekt inhaltlich begleitet und einen Wettbewerb ausgeschrieben, bei dem eine Jury sich intensiv mit den Entwürfen beschäftigte und drei Arbeiten auswählte, welche in ihrer Unterschiedlichkeit die Möglichkeiten und das Potenzial der Hofanlage widerspiegeln.
Eine Reihe von Studierenden ließ sich von der Bedeutung Müngersdorfs als beliebtem Wohnort für  Künstler inspirieren. So zeigen gleich mehrere Entwürfe Möglichkeiten auf, die Hofanlage in eine Stätte für Kunst und Kreativität umzuwandeln. Die Gebäude eignen sich als Werkstätten, Ateliers, Büros sowie Ausstellungsflächen und bieten bildenden Künstlern, Architekten und Designern, aber auch Schauspielern und Musikern Raum.
Ebenfalls mehrfach, wenn auch in sehr unterschiedlicher Form, wurden die Themen Landwirtschaft und Ernährung aufgegriffen; unter ihnen finden sich Biomärkte und Kochschulen ebenso wie Informations- und Schulungszentren. Andere Entwürfe wiederum nutzen die großen Scheunen und Ställe für handwerkliche Betriebe. Eine interessante und durchaus realisierbare Idee ist die Einrichtung einer „Werkstatt für Menschen mit Behinderung“, die in Verbindung mit den in Müngersdorf vorhandenen Förderschulen stehen könnte.

 

Peisverleihung mit den drei Gewinnern: Martina Feldges, Marcel Kümmritz, Lara Spindeldreher

 

Die Preisträger
Mit dem dritten Platz wurde der Entwurf von Lara Spindeldreher ausgezeichnet. Inspiriert von den großen Pferdeställen, richtete sie in den Hofgebäuden eine Klinik für Pferde und eine Kleintierpraxis ein. Basis dabei war eine Recherche mit der Fragestellung, wie viele Reitanlagen – und damit potentielle „Patienten“ – sich in der Nähe befinden. So zeigt der Entwurf das komplexe Raumprogramm einer Klinik mit Ställen für die tierischen Patienten sowie Operations- und Behandlungsräumen.


Den zweiten Preis errang Marcel Kümmritz. Er entwickelte Ideen für eine multifunktional zu nutzende Anlage, die im Zentrum einen Saal, eingerichtet in der ehemaligen Scheune, besitzt. Die Anordnung der Veranstaltungsräume, der Gastronomie und der erforderlichen Nebenräume ermöglicht eine vielseitige Nutzung von Ausstellungen über Konzerte bis zu Karnevalsfeiern.


Mit dem ersten Preis zeichnete die Jury des Bürgervereins schließlich den Entwurf  von Martina Feldges aus. Ihr Thema ist der „Erlebnis-Bauernhof“, auf dem insbesondere Kinder und Jugendliche die ursprünglichen Aufgaben eines solchen landwirtschaftlichen Betriebs kennenlernen können. Die Besucher könnten im Heu-Hotel übernachten, das als eine besondere Form der Jugendherberge mit angeschlossener Bildungseinrichtung eine hervorragende Ergänzung zur Freiluga darstellen würde. Der Vorschlag enthält ferner einen Bauernladen sowie ein Café, und ein angeschlossener Gesellschaftsraum schließlich ließe sich multifunktional nutzen.


Erwähnt werden muss, dass die zahlreichen Pläne zu den einzelnen Entwürfen einen anschaulichen Eindruck vermitteln, wie sehr „Bauen im Bestand“ allgemein und die Erhaltung der Denkmäler im Besonderen Detailarbeit ist. So bemühten sich gleich mehrere Entwürfe, die Wohnungen beziehungsweise Büros im Wohnteil der Hofanlage barrierefrei zu halten, was wegen vorhandener Stufen und Höhenunterschiede nicht einfach war, aber geschickt gelöst wurde.
Viele Entwürfe nutzen die ehemalige Schmiede des Hofes als Café oder Bistro. Vielleicht ist es ja tatsächlich in wenigen Jahren möglich, dort einen Kaffee zu trinken und dabei auf die frisch restaurierten Hofgebäude zu schauen. Für die Studierenden ist mit der Vorstellung der Entwürfe das Projekt erfolgreich abgeschlossen. Dem Petershof aber bleibt zu wünschen, dass die entwickelten Ideen weiter verfolgt und eine denkmalverträgliche Nutzung gefunden wird, welche das historische Gehöft erhält und für Müngersdorf erlebbar werden lässt.

Weitere Themen zum Betershof
Ideenschmiede zur zukünftigen Nutzung des Petershofs

Restaurierung der denkmalgeschützten Mauer des Petershofs 

Die Kölner Fachhochschule präsentierte Ideen für den Petershof 

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50933 Köln

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